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#12: Nachhilfe in Sachen Kinderrechte

13/10/2016

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Bei der Tagung "Kinderrechte im Bildungsraum: propagiert - realisiert?", die gestern an der Uni Wien stattgefunden hat (Get Bildung! berichtete), wurden akute Mängel bei der Verankerung von Kinderrechten im österreichischen Bildungssystem konstatiert. Mit welchen Maßnahmen den Bildungserinrichtungen diesbezüglich auf die Sprünge geholfen werden soll, berichtet Michael Karjalainen-Dräger.


Nach den Vorträgen von Kerstin Rabenstein (Uni Göttingen) zu Scham und Beschämung sowie Wilfried Schubarth (Uni Potsdam) zu LehrereInnengewalt (Get Bildung! berichtete gestern), wurden drei Good-practice-Beispiele aus Forschung und Praxis vorgestellt.

SchülerInnen-Parlament an der VS Novaragasse

Die Volksschule Novaragasse im 2. Wiener Gemeindebezirk setzt seit etwas mehr als einem Schuljahr auf ein von Direktorin Elisabeth Kugler initiiertes SchülerInnen-Parlament. Dort beraten einmal wöchentlich je 2 VertreterInnen aus allen Klassen mit der Schulleiterin über gegenseitige und gemeinsame Anliegen mit dem Ziel diese einer für alle akzeptablen Lösung zuzuführen. LehrerInnen sind von den Beratungen ausgeschlossen, was durchaus deren Unmut hervorruft, wie Kugler erzählte. Sie ist mit den ersten Ergebnissen durchaus zufrieden und ortet eine Verebsserung des Schulklimas.

Kinderrechte-Index für Schulen
"POLIIS - Politik lernen in der Schule" hat gemeinsam mit dem Ludwig-Boltzmann-Institut für Menschenrechte und finaziert vom Jubiläumsfonds der Österr. Nationalbank mit der Wiener Mittelschule am Leipziger Platz einen Index zur Zertifizierung von Schulen bzgl. Kinderrechte entwickelt. Ein solcher existiert bereits in Deutschland ("Netzwerk Kinderrechte-Schulen") und in Großbritannien. In einem einjährigen Prozess, an dem SchülerInnen, LehrerInnen und Eltern beteiligt waren, wurden vier Themenfelder bestimmt, an denen die Umsetzung der UN-Kinderrechtskonvention überprüft werden kann. Diese sind Umgang miteinander, Rund um den Unterricht, Ausstattung und Infrastruktur sowie Partizipation. Der Index sowie ein Leitfaden für ein partizipatives Kinderrechte-Monitoring an der Schule sind auf der Webpage von POLIIS veröffentlicht.

Sparkling Science-Projekt & Lehrveranstaltungen zu Kinderrechten

Eine der zuletzt vorgestellten Initiativen war ein Sparkling Science Projekt der Fachhochschule Kärnten, in der Jugendliche Kinderrechte erforschten. Die jungen Menschen waren dabei auf allen Ebenen vom Forschungsansatz über die Erhebung von Daten bis zu deren Auswertung und Interpretation eingebunden. Die Erhebung fand in Form einer Generationenbefragung statt.

Gleichzeitig lief am Zentrum für Friedensforschung und Friedenspädagogik an der Alpen-Adria-Universität das Projekt "Kinderrechte lehren & erforschen". In 4 Lehrveranstaltungen wurde das Thema über einen Zeitraum von 2 Jahren an die Studierenden gebracht. Der Erfolg der Aktion führte dazu, dass es im gegenwärtigen Wintersemester eine fünfte Lehrveranstaltung zu Kinderrechten gibt.

Forderungskatalog an die im Bildungssystem Beteiligten

Am Nachmittag wurde von den Teilnehmenden in Form von World Cafés ein Forderungskatalog entwickelt, der sich an alle, die im Bildungssystem eine Rolle spielen, richtet.

Dabei wurden die am Vormittag vorgestellte Indexierung von Kinderrechten und ein diesbezügliches Monitoring an allen österr. Bildungseinrichtungen aufgegriffen, ebenso wurde ein Nationaler Aktionsplan in Sachen Kinderrechte angedacht, der das Thema in der Ausbildung aller relevanten Berufsgruppen (neben den PädagogInnen, etwa auch in der Elternbildung oder für die ÄrztInnen) verankert. Auch die flächendeckende verbindliche Installation von Partizipationsmöglichkeiten - wie etwa SchülerInnen-Parlamenten - wurde als zielführend erachtet.

Daneben schien es den Teilnehmenden auch essentiell, die Forschung zum Thema zu verstärken, sie es durch vermehrte Vergabe von Master-Themen  in diesem Bereich oder das Akquirieren von Mitteln um Forschungsprozesse zu initiieren.

Im Hinblick auf Inklusion und die Umsetzung des UN-Übereinkommens über die Rechte von Menschen mit Behinderung, das ja hierzulande bis 2020 umgesetzt werden soll, wurde die Beibehaltung der Ausbildung zu Inklusiven PädagogInnen und die Aufstockung der Mittel für die Führung von inklusiven Klassen gefordert.

Letztlich schien es den Beteiligten sinnvoll, dass Kinder offensiv von ihren Rechten erfahren, um diesen dann auch einfordern zu können. Das wäre kein Verlust von Erwachsenen-Autorität sondern vielmehr ein Gewinn für alle Beteiligten.

Ein Recht auf Kinderrechte
Ein Kommentar von Michael Karjalainen-Dräger
 
Das große Missverständnis bezüglich der Umsetzung der Kinderrechtskonvention dürfte es im Hinblick auf deren Verhandelbarkeit geben. Während die einen deren Empfehlungscharakter in den Mittelpunkt stellen, sehen die anderen deren unbedingte Verbindlichkeit. Tatsächlich ist es für Österreich so, dass die Kovention Bestandteil der Verfassung ist und somit Teil der Gesetzgebung dieses Landes. Verstöße dagegen können eingeklagt und entsprechend sanktioniert werden.

Doch wer kümmert sich tatsächlich um deren Durchsetzbarkeit?

Wieder sind es die Erwachsenen, denen die jungen Menschen dieses Landes wohl oder übel vertrauen müssen. Das ist keine gute Basis. Zudem ist auch die Formulierung im § 12, dass " die Meinung des Kindes angemessen und entsprechend seinem Alter und seiner Reife" zu berücksichtigen sei, äußerst schwammig. Wer bitte stellt denn die entsprechende Reife fest? Die Erwachsenen natürlich!

Daher ist es notwendig, in Sachen Kinderrechte Grundsätzliches neu zu gestalten. Wenn junge Menschen vom Anfang Ihres Lebens als eigenständige Personen, als Subjekte Ernst genommen werden (verräterisch ist ja die im Deutschen sächliche Bezeichnung für einen jungen Menschen, nämlich DAS Kind) und eine ausgezeichnete Bildung erhalten, dann sind sie in der Lage die sie betreffenden Entscheidungen autonom und angemessen zu treffen. Wenn man sie aber wie derzeit selbst möglichst lange über ihre Rechte im Unklaren lässt, um nur ja keine Autorität zu verlieren, dann muss man sich tatsächlich vor ihren Entscheidungen fürchten. Auch später, wenn sie erwachsen sind.


Bildungs-Telegramm

Mitbestimmung bei LehrerInnenauswahl

„Mit einem reflexartigen ‚Njet' bei jedem bildungspolitischen Reformvorschlag werden wir das österreichische Schulsystem ganz sicher nicht nachhaltig verbessern können", reagierte Wiens Amtsführender Stadtschulratspräsident Jürgen Czernohorszky auf die zuletzt geäußerte Kritik einiger Bundesländer an einer geplanten Stärkung der Rolle der Schulen bei der LehrerInnenauswahl.
Wien habe mit Modellversuchen zur stärkeren Mitsprache von DirektorInnen bei der Auswahl der LehrerInnen gute Erfahrungen gemacht: „Diese Versuche nun in den Regelbetrieb zu überführen, ist sinnvoll. Wir unterstützen das!" 

Grundsätzlich sei der von der Ministerin skizzierte Weg, Schulen mehr pädagogischen Freiraum zu lassen, der richtige. „Das muss natürlich auch die Mitsprache bei der Auswahl der LehrerInnen betreffen", so Czernohorszky abschließend.


Konstruktiver Dialog über Schulkosten

„Ein konstruktiver Dialog, der die Eltern in die Schulkostendebatte einbezieht, ist genau der richtige Weg, um Verbesserungen für alle Beteiligten zu schaffen", sagt die Leiterin des Bildungsbereichs der AK, Melitta Aschauer-Nagl zur Einladung der Schulpartner und der AK zum Dialog über Schulkosten durch die Bildungsministerin. „Damit wird ein Rahmen auf Bundesebene geschaffen, der auch den Schulpartnern in den Schulen helfen wird, gemeinsam die Kosten für die Eltern zu senken und gleichzeitig für möglichst gute Angebote für die Schülerinnen und Schüler zu sorgen." Die AK hat mit einer umfassenden Schulkostenerhebung auf die hohen „Nebenkosten" für Eltern beim Schulbesuch hingewiesen. Insbesondere Schulreisen, Materialien und Beiträge für Spinde, Kopierkosten und Ähnliches treiben die Kosten nach oben. Wichtig auch für die AK: Die Arbeit mit Tablet, Laptop und Co müsse zum Schullalltag gehören. Der Zugang zu diesen Geräten müsse aber auch für alle Eltern leistbar sein.


Die Polytechnische Schule ist 50

„Die Polytechnische Schule ist die Drehscheibe für Jugendliche zwischen Schule und Beruf am Ende ihrer Pflichtschulzeit. Sie ist die Brücke zwischen schulischem Lernen und beruflicher Verantwortung, ihr Ziel ist es, die Berufswahl und den Einstieg in die Arbeitswelt zu begleiten", so Bildungsministerin Sonja Hammerschmid bei der 50-Jahre-Jubiläumsfeier der Polytechnischen Schulen.
Hammerschmid bedankte sich bei den Pädagoginnen und Pädagogen, Direktorinnen und Direktoren: „Es verlangt Professionalität und Empathie gleichermaßen, um jeden einzelnen Jugendlichen in einer sehr herausfordernden Lebensphase, wo große Entscheidungen und Weichenstellungen anstehen, bestmöglich unterstützen zu können", so die Bildungsminsterin.
Der Schultyp „Polytechnischer Lehrgang" startete erstmals 1966. Für ein Viertel aller Jugendlichen der 9. Schulstufe ist diese Schulform der Abschluss ihrer Schulpflicht.
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